Hein Blomberg

Blomberg, Heinrich "Hein".

Aufgewachsen im Stinkviertel

Geboren in Kiel am 28. September 1915
Gestorben in Kiel am 2. Oktober 2001

„Argert heff ick mi schon immer dor öber, dat öber dat Leben un Wirken in un’s Land hauptsächlich nur de Mittel- un Oberschicht schreeben hätt.“ #1 Genau dies war der Ansporn von Hein Blomberg, „dat Leben der lütten Lüd“ festzuhalten: „Ick schriev um fastoholn, wie de Arbeiter dormols in un’s Gesellschaft wirklich leevt hebb, dormit dat ni ünnergeiht“. #2 Mit diesem Ansatz war er durchaus erfolgreich, denn es sind nicht weniger als sieben Bücher geworden.

Heinrich „Hein“ Blomberg ist am 28. September 1915 in Kiel geboren und im sog. „Stinkviddel“ aufgewachsen, einer Straßengruppe im Stadtteil Ravensberg. Dort wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Fäkalien zu Dünger aufbereitet. „Bis in die 1970er Jahre war das Viertel überwiegend von Arbeiterfamilien bewohnt.“ #3 Als „Sohn eines Schweden und einer Deutschen #4 – der Vater arbeitete als „Aschwagenkutscher“, die Mutter als Näherin – kam er zunächst als „Laufjunge, Kleinknecht und Hausdiener“ #5 unter. Blomberg lebte mit seinen Eltern und sechs Geschwistern in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung, #6 bevor er bei der Großwerft Deutsche Werke AG in Kiel eine Lehre als Schlosser absolvierte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde er eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, nahm aber nach 1948 seine Tätigkeit auf der Werft wieder auf. Er arbeitete auch „im Lookbu bi de MaK“ #7. „Von 1960 bis zum Renteneintritt 1978 war er bei den Stadtwerken Kiel beschäftigt.“ #8 Nach 1980 wohnte er im Jungfernstieg.

Im Ruhestand begann Blomberg, humorvoll und mit viel Lokalkolorit autobiografische Geschichten auf Plattdeutsch zu verfassen, wobei „mehrere erfolgreiche Rundfunksendungen“ für den erforderlichen „Mut“ sorgten. #9 Sein Debüt war Opwussen in't Stinkviddel (1983), das mehrere Auflagen erreichte; sechs weitere Bücher folgten, darunter Ut Schiet Geld moken (1986). „Hein Blomberg hat es in seinen Geschichten immer wieder verstanden, die Licht- und Schattenseiten des Lebens der einfachen Leute vor Augen zu führen.“ #10 Sein letztes Buch So weer dat in de Wiehnachtstiet erschien 1997. Am 2. Oktober 2001 ist Hein Blomberg in Kiel gestorben.

Blomberg hat sich in der SPD engagiert und ist auf Parteiveranstaltungen aufgetreten. Im Jahr 2003 stifteten ihm die Seniorinnen und Senioren des Deutschen Gewerkschaftsbundes Kiel eine Gedenktafel im Stinkviertel, Klotzstraße 10: „Mit seinen Büchern in plattdeutscher Sprache hat er das Leben Kieler Arbeiterfamilien zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschrieben. Er ist ‚Opwussen in‘t Stinkviddel‘“. #11

Derzeit ist von Hein Blomberg nur der Titel Dat weern Tieden … (1996) lieferbar.

20.11.2022 Kai U. Jürgens

ANMERKUNGEN

1 Hein Blomberg: Ick öber mi. In: ders., De lütten Lüd ut’n Stinkviddel, Kiel 1988, S. 5–6, hier S. 5.

2 Ebd., S. 6.

3 Stinkviertel. In: Kiel.Wiki. Zit. n. https://kiel-wiki.de/index.php?title=Stinkviertel.

4 Hein Blomberg. In: SPD Geschichtswerkstatt. Zit. n. https://www.spd-geschichtswerkstatt.de/wiki/Hein_Blomberg.

5 Ebd.

6 Einleitung zu: Hein Blomberg, Loopstell. In: Mittendrin! Das Magazin der Stadtwerke Kiel, Heft 7/2006, S. 22/23, hier S. 22. Zit. n. https://www.stadtwerke-kiel.de/fileadmin/user_upload/Medien/Dokumente/Publikationen/Magazin/mittendrin_2006_07.pdf.

7 Blomberg: Ick öber mi. Wie Anm. 1. MaK=Maschinenbau Kiel.

8 SPD Geschichtswerkstatt. Wie Anm. 4.

9 Hein Blomberg: Opwussen in't Stinkviddel, Kiel 1983, Klappentext.

10 Hein Blomberg: Dat weern Tieden …, Hamburg 1996, Klappentext. Zit. n. https://www.quickborn-verlag.de/titel.php?ISBN=978-3-87651-294-5.

11 Abbildung der Gedenktafel. In: Wikipedia, zit. n. https://de.wikipedia.org/wiki/Hein_Blomberg#/media/Datei:Gedenktafel_Hein_Blomberg.jpg.