Axel Milberg

Milberg, Axel Theodor Klaus

Tatort-Darsteller und Romanautor aus Kiel-Düsternbrook

Geboren in Kiel am 1. August 1956

Lebt in München

Nicht nur in Schleswig-Holstein ist der Schauspieler Axel Milberg als Kieler Tatort-Ermittler Klaus Borowski bekannt: Immer etwas mürrisch und mit Anflügen von Genialität löst dieser seit 2003 schwierige Kriminalfälle in der Landeshauptstadt. Anders als Kommissar Borowski, der sich aus Hannover nach Kiel versetzen ließ, stammt Milberg tatsächlich von der Förde. 1956 wurde er hier als Sohn einer Ärztin und eines Rechtsanwalts geboren und wuchs im Forstweg im gutbürgerlichen Stadtteil Düsternbrook auf. Nach dem Abitur auf der Kieler Gelehrtenschule begann Milberg ein Studium an der CAU Kiel, wechselte aber später nach München, wo er seitdem lebt. Nach einer Schauspielerausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule war er zunächst hauptsächlich im Theater zu sehen, bevor er seit den 1990er Jahren zunehmend auch Kino- und Fernseharbeiten übernahm.

In seinem Roman Düsternbrook von 2019 sucht Milberg die Schauplätze seiner Kindheit wieder auf und entwirft ein Panorama einer behüteten Kindheit – bewusst nicht als Autobiografie, sondern als Mischung aus Fakt und Fiktion. Düsternbrook erscheint als ein in sich geschlossener Mikrokosmos, der zumindest auf den ersten Blick Wohlstand und Stabilität verspricht:

Es gab niemanden, der diese Welt hätte ändern wollen. Warum auch? So zu leben, wie wir lebten, wollten das nicht die meisten Menschen auf der Erde?

Axel Milberg: Düsternbrook. Roman. München: Piper 2019, S. 108.

Bei näherem Hinsehen zeigen sich jedoch die Abgründe, die auch hier bestehen: Die Eltern des Erzählers sind beide auf unterschiedliche Weise von Krieg und Nachkrieg traumatisiert und geben ihre Verletzungen an die Kinder weiter, sodass der junge Axel zum Sonderling wird:

Ich freundete mich mit Dingen an. Ordnete Fundstücke. In kleinen Streichholzschachteln oder Zigarrenkisten sammelte ich Versteinerungen. Donnerkeile, die ich am Strand in Eckerholm gefunden hatte. Versteinerte Seelilienstängel. Ich lernte die Namen merkwürdiger Spuren alter Lebensformen, die merkwürdigsten Wörter: Belemniten, Graptolithen, Othoceren.

Axel Milberg: Düsternbrook. Roman. München: Piper 2019, S. 80.

Um die scheinbar idyllische Stimmung noch weiter zu trüben, bietet der Roman zudem einen unheimlichen Kindermörder auf, der im Viertel sein Unwesen treibt. All das ist jedoch nur eine Facette des Kaleidoskops Düsternbrook, dem Milberg sich widmet. In der anekdotischen Gesamtschau des Viertels kommt unter anderem auch dessen literarische Geschichte zur Sprache:

Dieser Niemannsweg, wo meine Eltern zuerst gewohnt hatten, schlängelte sich vom Schwanenweg am Alten Botanischen Garten bis in den nördlichen Stadtteil Wik. Und wo er beginnt, war der Klaus-Groth-Platz, denn dort hatte der Dichter Groth gelebt, im Haus Quickborn, der auf Plattdeutsch über diese Straßen und Wege […] schrieb […] als in Düsternbrook noch Wiesen waren, hundert Jahre ist das her.

Axel Milberg: Düsternbrook. Roman. München: Piper 2019, S. 148.

Am Ende des Buchs steht für den mittlerweile erwachsenen Axel der Abschied von Kiel – er muss sich von der Enge der gutbürgerlichen Verhältnisse emanzipieren und geht nach München, wo er wie der Autor Milberg an der Falckenbergschule angenommen wird. Der Roman schließt mit den Worten „Ende und Anfang“ – eine Fortsetzung ist angekündigt.

1.6.2021Jan Behrs