Friedrich Ernst Peters

Peters, Friedrich Ernst

Gefeierter Autor der Basdorfer Krönk

Geboren in Luhnstedt am 13. August 1890
Gestorben in Schleswig am 18. Februar 1962

Er schrieb Romane, Erzählungen, autobiographische Texte, Essays sowie Literaturkritik, und viele seiner Gedichte waren jahrelang Bestandteil des schulischen Lektürekanons in Schleswig-Holstein. Den Nachruhm hat Friedrich Ernst Peters aber ein Werk gesichert, das zu seinen Lebzeiten gar nicht erschienen ist, nämlich die Baasdörper Krönk – die fiktive Chronik eines Dorfs, das Züge seiner Heimatstadt Luhnstedt trägt. Das Buch gilt bis heute als einer der wichtigsten Romane in niederdeutscher Sprache.

Friedrich Ernst Peters wurde 1890 geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Volksschullehrer und unterrichtete von 1911 bis 1914 in Immenstedt, Merkendorf und Lürschau. Zum Ersten Weltkrieg eingezogen, geriet er 1914 in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst 1920 entlassen wurde; über die von ihm als Herausforderung begriffene Zeit hat er 1927 ein Buch veröffentlicht. Nach Luhnstedt zurückgekehrt, heiratete Peters, absolvierte eine Zusatzausbildung zum Taubstummenlehrer und gelangte 1923 an die Landesgehörlosenschule in Schleswig, der er ab 1946 als Direktor vorstand.

Peters – der das Plattdeutsche als sein eigentliches Idiom verstand, auch wenn er in erster Linie auf hochdeutsch veröffentlichen sollte – hatte die Baasdörper Krönk bereits abgeschlossen, als er 1934 mit Totenmasken seinen ersten Gedichtband vorlegte, dem rasch weitere Bände folgen sollten. Er war zwar Mitglied im 1936 gegründeten Eutiner Dichterkreis, schrieb aber keine „Blut und Boden“-Literatur im Sinne der Nationalsozialisten. Stattdessen erwies sich seine „aus der Heimat entstandene Weltanschauung“ als „humanistisch und liberal, was seine milieugetreue Darstellung des Lebens auf dem Lande keineswegs beeinträchtigte“. #1 Tatsächlich gehörte Peters keiner Partei und damit nach 1933 auch nicht der NSDAP an. Zwar wurde seine „nach tiefer Innerlichkeit und edler Kunst strebende“ Literatur auch von der nationalsozialistischen Kritik positiv bewertet, aber ebenso für ihren angeblich vagen Ästhetizismus kritisiert. #2

Die Baasdörper Krönk beschreibt „die Lebens- und Arbeitswelt innerhalb einer holsteinischen Dorfgemeinschaft“, wobei das Geschehen „etwa den Zeitraum von 1900 bis 1920“ umfasst. #3 Der erste Versuch, die „Chronik“ zu veröffentlichen, scheiterte, „weil kein Verleger das Risiko auf sich nehmen wollte, einen plattdeutschen Roman zu publizieren“, so dass das Buch erst posthum erscheinen konnte. #4 Trotz einiger Anleihen ist Baasdörp als Ort fiktiv: Peters wollte „den Wandel der Sozialstruktur einer agrarisch bestimmten Dorfgemeinschaft unter dem Einfluß der vordringenden Industrialisierung gestalten“ #5 und beschrieb die von außen geschlossen erscheinende Gruppe als „Ansammlung von eigenwilligen Individuen“. #6 Die Herausgeber des 1975 veröffentlichten Manuskripts betonen: „Vergleichbares findet sich in der plattdeutschen Dichtung nicht. Erst die Romane von Walter Kempowski können im hochsprachlichen Bereich als Fortsetzung der Baasdörper Krönk angesehen werden.“ #7

Dat leet meist so, as wenn all Lö nu vun wiet un siet afsluuts na Baasdörp trecken wollen. Aver du lever Gott, all Minschen kunnen doch nich in Baasdörp leben, wenn se dar natürlich ok lecker na weern. In dütt een Jahr negenteihnhunnert harrn sik dar en Snieder, en Slachter un en Bäcker sett, luder Geschäftslö, dat verstünn sik; denn för Buern weer keen Platz. Dat Land weer all opdeelt un weer sowieso man wat knapp. Keen Minsch kunn wat missen, un Land verköpen, dat harr in Baasdörp, Gott sei Dank, nüms nödig.

Friedrich Ernst Peters, Baasdörper Krönk. Hrsg. v. Wolfgang Lindow und Paul Selk. Husum 1975, S. 5.

Peters ist mit dem Roman Die dröge Trina (1946) noch einmal nach Baasdörp zurückgekehrt. 1956 hat er das Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland erhalten. In Schleswig-Holstein erinnern einige künstlerische Darstellungen – etwa die von Walther Rößler gefertigte Bildnisbüste auf Schloss Gottorf – an ihn. Zum hundertsten Geburtstag wurde an Peters‘ Geburtshaus in Luhnstedt eine Gedenktafel angebracht.

14.5.2021 Kai U. Jürgens

ANMERKUNGEN

1 Lawrence D. Stokes: Der Eutiner Dichterkreis und der Nationalsozialismus. Neumünster 2001, S. 390.

2 Ebd., S. 391.

3 Farina Renken: Zur Entstehung und Veröffentlichung der „Baasdörper Krönk“. In: Jahrbuch der Klaus-Groth-Gesellschaft, Bd. 54, Heide 2012, S. 75–89, hier S. 77.

4 Wolfgang Lindow und Paul Selk: Nachwort. In: Friedrich Ernst Peters: Baasdörper Krönk. Husum 1975, S. 317–320, hier S. 317.

5 Ebd., S. 319.

6 Ebd., S. 320.

7 Ebd.