Nach dem Zweiten Weltkrieg war die britische Militärregierung in Schleswig-Hostein bestrebt, die autoritären und militaristischen Ideen des Nationalsozialismus zu tilgen und eine »Re-Education« hin zu friedlichen und demokratischen Idealen einzuleiten. Sie setzte auf die Bereitschaft der Bevölkerung, umzulernen und dabei auf Hilfe zur Selbsthilfe. Dementsprechend verfügte der Landrat des Kreises Eutin schon im Dezember 1945,

Im Kreis Eutin möchte ich die geistig und kulturell Tätigen zu einem Verein zusammenschließen, der mir bei den Kulturbestrebungen und bei der Erwachsenenbildung hilft. Der Verein soll Kulturkreis heißen und rechtsfähig in das Vereinsregister eingetragen werden. Der Kulturkreis Eutin wird vor allem auch der Träger der weiterhin geplanten Volkshochschule Kreis Eutin sein.

Am 22.12. 1945 wurde diese Maßnahme durch die Militärregierung genehmigt und der »Kulturring« gegründet, der schon in der Gründungsversammlung 97 Mitglieder zählte. Von Beginn seiner Tätigkeit an veranstaltete der Kulturring Eutin für die städtische Bevölkerung neben der Verwaltung der Eutiner Volkshochschule auch Lesungen, Vorträge, musikalische und theatralische Veranstaltungen, für die er einen jährlichen Betrag erhielt. Als 1948 Vereine wieder zugelassen waren, wurde am 11.3.1948 eine Satzung errichtet und der Verein, der jetzt »Volkskulturbund« hieß, als gemeinnützig in das Vereinsregister eingetragen. Gleichzeitig wurde aus der Kreisvolkshochschule die »Volkshochschule Eutin-Stadt und Eutin-Neudorf« ausgegliedert. Nun war die Stadt Eutin für die finanzielle Unterstützung der Vereinsarbeit zuständig, die im städtischen Haushalt mit immer wieder neu auszuhandelnden Summen institutionell abgesichert wurde.

Allerdings wuchs im Laufe der Jahre die Arbeit für die Volkshochschule über die Möglichkeiten ehrenamtlicher Tätigkeit hinaus. Was sich auf der einen Seite als Erfolgsmodell beschreiben lässt – immer mehr Kurse, Vorträge, Lehrgänge und Sonderveranstaltungen, immer mehr Hörer – wurde auf der anderen Seite zu einer immer größeren Hypothek. Seit dem Ende der sechziger Jahre gab es ernsthafte Überlegungen und Gespräche mit der Stadt, einen hauptamtlichen Leiter einzusetzen; 1974 mahnte der Landesverband der Volkshochschulen energisch eine hauptamtliche pädagogische Leitung an, die im Jahr darauf auch eingestellt wurde. Aber es dauerte dann noch acht Jahre, bis in die Stadtvertretung die Empfehlung eingebracht wurde, die Volkshochschule in die Trägerschaft der Stadt zu überführen.

Daraufhin mussten die Beziehungen des nach wie vor ehrenamtlich geleiteten Kulturbundes mit der Stadt neu geordnet werden. Nachdem der Kulturbund schon 35 Jahre lang für ein kontinuierliches Kulturangebot gesorgt hatte, verzichtete jetzt die Stadt explizit auf ein eigenes Kulturamt. Um zu diesem Zweck die Verbindung mit der Selbstverwaltung enger zu gestalten, wurde die Vorstandsarbeit um den oder die Vorsitzende des Kulturausschusses und »ein weiteres (…) von der Stadtvertretung aus ihren Reihen« zu benennendes Mitglied erweitert, wie die Satzung von 1983 vorschrieb. Seither ist der »Kulturbund Eutin e. V.« - 2021 schon im 76. Jahr – für eine kulturelle Versorgung der Eutiner Bevölkerung (und der Region) durch professionelle Kunstschaffende und Künstler zuständig. Er sorgt für etwa 40 bis 50 Veranstaltungen im Jahr. Dazu gehören Theateraufführungen durch Tourneebühnen, musikalische Veranstaltungen, Kabarett und Comedy, Lesungen und andere kulturelle Darbietungen. Seit 2012 betreibt er auch ehrenamtlich das kommunale Kino »Binchen«, in dem in Ermangelung einer städtischen Alternative auch die meisten kulturellen Veranstaltungen stattfinden.