Bohmstedt

Wissenswertes

Die Gemeinde Bohmstedt mit gut 700 Einwohner*Innen gehört zum Mittleren Nordfriesland und ist landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich geprägt. Das vermutlich um 400-500 n.Chr. entstandene und 1407 erstmals schriftlich erwähnte Bohmstedt liegt etwas abgelegen von der Hauptverkehrsader Nordfrieslands, der B5. Es bietet dafür aber verschiedene Möglichkeiten der Naherholung – etwa den genossenschaftlich betriebenen Bauernwald Haaks.

Literarisches

Literarisch bedeutsam wird das Dorf Bohmstedt durch den Liedermacher Knut Kiesewetter (1941-2016), der von 1971 bis 2000 die zum Gemeindegebiet gehörende Einzelsiedlung Fresenhof (niederdeutsch für Friesenhof) mit seiner Frau und seinem Sohn bewohnte. Auf dem Fresenhof entstand unter anderem Kiesewetters wohl bekanntestes Album Leeder vun mien Fresenhof (1976) mit Liedern in niederdeutscher und friesischer Sprache. Auf dem Album erschien auch der Titel „Fresenhof“, mit dem der Liedermacher seinem Zuhause, dem herbstlichen Nordfriesland und den Nachbarn in Bohmstedt ein weithin beliebtes Denkmal schuf:

Wenn de Wind dreiht, vun Nord weiht
Un Reg'n geg'n de Finster neiht
De Schieb'n daal rennt, denn föhl ik mi wohl
Wenn dat Füer in Kamin brennt
Un jeder di bi'n Vörnam nennt
Weil he di kennt, denn is uns Hus vull

Denn de Nobers sünd disse Tied ok nich geern alleen
Un bi Teepunsch an't Füer ward de Wedder weder schön
Wenn de Bläder sik brun farvt
Un Water steiht inne Groof
Denn ward dat Harvst op uns Fresenhof

Knut Kiesewetter: Fresenhof, veröffentlicht auf: Leeder vun mien Fresenhof, 1976; hier zitiert aus: Knut Kiesewetter: Fresenhof. Ein Stück von mir, Husum 2016, S. 251f.

In seiner 2016 veröffentlichten Autobiographie Fresenhof. Ein Stück von mir erzählt der Liedermacher viele Anekdoten aus seiner Zeit auf dem Fresenhof, unter anderem von dem Kauf und Umbau des Gebäudes und dazugehörigen Anwesens:

Wir fuhren dort hin und fanden eine 300 Jahre alte Ruine vor. Am Himmel war keine Wolke, Igel huschten durch den Garten, Schmetterlinge flogen hin und her, und Schwalben, meine Lieblingsvögel, segelten durch die Luft. Das war so schön, dass wir das Haus gar nicht anguckten. Die Türen und Fenster waren mit Brettern vernagelt und auf dem Dach war Blech und teilweise dieses wunderschöne Eternit. Das Haus hieß Fresenhof und hatte fließend Wasser aus dem eigenen Brunnen, sonst nichts.

Wir kaufen es.

Knut Kiesewetter: Fresenhof. Ein Stück von mir. Husum 2016, S. 186 f.

Der Fresenhof wurde zu einem Rückzugsort für den vielreisenden Liedermacher und gleichermaßen zu einem geselligen Ort der Zusammenkünfte:

In unserem Haus war, wie gesagt, immer viel los. Unangemeldet standen viele Leute vor der Tür, und manchmal, wenn wir auswärts waren und nach Hause kamen, saßen Leute auf unserer Terrasse und tranken unseren Schnaps und unser Bier. Wir hatten ja nie abgeschlossen.

Knut Kiesewetter: Fresenhof. Ein Stück von mir. Husum 2016, S. 307.

Befreundete Musiker*innen und Kollege*innen aus der Gegend, wie etwa Hannes Wader, aber auch andere Berühmtheiten aus ganz Deutschland und Freunde kamen dort regelmäßig zu Besuch und traten zum Teil auch in einer angeschlossenen Halle auf. Im Jahr 2000 zog es Knut Kiesewetter und seine Frau zurück in seinen Geburtsort Garding, wo er 2017 überraschend verstarb.

In der Umgebung

Bohmstedt liegt gute zehn Kilometer nördlich von Husum und in unmittelbarer Nähe zu Struckum (4 Kilometer), Breklum (6 Kilometer) und Bredstedt (9 Kilometer). Der Fresenhof befindet sich etwa zwei Kilometer östlich vom Ortskern Bohmstedts.

28.6.2021 Lisa Heyse