Niebüll

Wissenswertes

In der 10.000 Einwohner*innen starken nordfriesischen Kleinstadt Niebüll dreht und wendet sich augenscheinlich Vieles ums (Durch)reisen. Die Stadt ist vielerorts vor allem als Verkehrsknotenpunkt bekannt, und das nicht zu Unrecht: Mit ihrer Anbindung an Hamburg, an die Marschbahn sowie den Autozug nach Westerland/Sylt und die Norddeutschen Eisenbahn nach Dagebüll ist Niebüll Tor zu den weiteren nordfriesischen Inseln Amrum und Föhr und den Halligen, zum Beispiel Oland. Auch der Autoverkehr an der Westküste führt oft durch Niebüll – sowohl die B5 von Dänemark nach Hamburg als auch die B199 gen Flensburg tangieren die Stadt.

Mit Bau der Marschbahn 1887 und der weiteren Ausbildung des Verkehrsnetzes entwickelte sich Niebüll, urkundlich als Kirchort Nobul zuerst 1436 erwähnt, auch von einem dörflichen, landwirtschaftlich geprägten zu einem städtischeren Ort. Handel, Handwerk und Gewerbe gewannen an Bedeutung. 1960 erhielt Niebüll Stadtrechte und fungiert heute als Knotenpunkt auch in wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Sicht für das weitere nördliche Nordfriesland.

Nach Husum die zweitgrößte Stadt Nordfrieslands, erfuhr der Luftkurort Niebüll einen regen Zuzug und hat für seine Einwohner*innenzahl eine erstaunliche Dichte an Museen und anderen kulturellen Einrichtungen, zu denen unter anderem das Schleswig-Holsteinische Landestheater, das Friesische Museum Niebüll und das Naturkundemuseum Niebüll zählen. Das Richard-Haizmann-Museum zeigt neben dem Nachlass des Namensgebers, der als Maler, Bildhauer, Holzschneider und Keramiker tätig war und die letzten zwanzig Jahre seines Lebens in Niebüll verbrachte, auch immer wieder andere Sonderausstellungen zu moderner Kunst.

Literarisches

Es ist nahezu bezeichnend, dass Schleswig-Holsteins berühmter Hallig-Dichter Wilhelm Lobsien, der den Ort auf dem Weg zu den nordfriesischen Inseln und Halligen wohl dutzende Male durchquert haben mag, in Niebüll seine letzte Reise antrat. Er verstarb dort 1947 auf der Reise nach Oland, wo er begraben liegt.

Von größerer Bedeutung für die literarische Rolle Niebülls zeigen sich andere Autor*innen, die die Stadt und ihre Umgebung zu verschiedenen Zeiten in ihren Texten verewigten. Dazu zählt etwa der Pfarrer und Schriftsteller Friedrich August Feddersen (1838-1908), der seit 1866 zunächst als Diakon und dann als Hauptpastor in Niebüll wirkte. Seine Erzählungen eines Dorfpredigers, Bilder und Skizzen vom Lande (1906) etwa stellen einen Bericht über „allerlei Dorfleute“ #1 dar.

Die 1972 in Niebüll geborene Kriminalautorin Sandra Dünschede kehrt in ihren Krimis immer wieder an die nordfriesische Nordseeküste zurück.

Und nicht zuletzt ist Niebüll gewissermaßen der Ursprungsort der Hamburger Klein-Erna-Witze, basiert die fiktive Gestalt Klein Erna doch auf der Anfang des 20. Jahrhunderts geborenen und in Niebüll lebenden Erna Nissen.

In der Umgebung

Als Verkehrsknotenpunkt ist Niebüll ein geschäftiger Durchreiseort – mit der Marschbahn oder dem Autozug geht es in 40 Minuten nach Westerland/Sylt, mit der Nordfriesischen Eisenbahn in 25 Minuten nach Dagebüll und von dort mit der Fähre weiter auf die Inseln Föhr und Amrum. Husum liegt 40 km südlich von Niebüll, Flensburg knapp 50 km östlich.

9.2.2022 Lisa Heyse

ANMERKUNGEN

1 So zitiert und mit Beispielen hinterlegt im Artikel: “Eigentümliche Gestalten” von Stephan Bülck, shz, 20.02.2015. (https://www.shz.de/lokales/nordfriesland-tageblatt/eigentuemliche-gestalten-und-allerlei-dorfleute-id7461371.html, zuletzt abgerufen 09.02.2022)