Fehmarn

Wissenswertes

Die zum Kreis Ostholstein gehörige Insel und gleichzeitig Stadt Fehmarn liegt in der Ostsee zwischen der Kieler und der Mecklenburger Bucht. Sie ist mit ihrer Fläche von 185 Quadratkilometern die drittgrößte Insel Deutschlands und die zweitgrößte Stadt in Schleswig-Holstein. Insgesamt gibt es 42 Dörfer mit ca. 12600 Einwohner*innen auf der Insel. Das Zentrum dieser und gleichzeitig größter Ort ist Burg mit circa 6000 Einwohner*Innen. „Die Stadt Burg auf Fehmarn ist von altersher durch ihre zentrale Lage mit dem frühen Stadthafen und dem Amtmannsitz auf Schloss Glambeck / Burgtiefe (1210) der Handelsmittelpunkt.“ #1

Erste Siedlungsspuren der Insel gehen auf die Zeit um 5000 v. Chr. zurück, als der Ort noch mit dem Festland verbunden war. Damals lebten Fischer dort. Erste Ansiedlungen von Ackerbauen entstanden circa 2000 Jahre später. Vom Festland abgetrennt wurde die Insel vor ca. 4300 Jahren. Slawen (Wagrier) besiedelten in den Jahren 400 bis 900 n. Chr. die Insel. Von diesen stammt auch der Inselname, „fe mer“, was „am Meer gelegen“ bedeutet. Im Jahr 1076 wurde Fehmarn vom Kirchenhistoriker Adam von Bremen erstmals schriftlich erwähnt. Damals war die Insel von Slawen besiedelt. Auch Helmold von Bosau berichtet dies noch rund 100 Jahre später. Die Christianisierung der Insel erfolgte vermutlich von Dänemark aus, denn Fehmarn war im späten Mittelalter kirchlich gesehen dem Bistum Odense auf Fünen unterstellt.

Fehmarn wird am 1. Juli 1420 fast vollständig vom Dänenkönig Erich der Pommer zerstört, sehr viele Inselbewohner werden getötet: „die Insulaner hatten den Holsteiner Grafen Adolf VIII. als ihren ‚rechtmäßigen Herrn‘ anerkannt und die dänische Königskrone im Siegel mit dem Symbol des „Schauenburger Nesselblatts" getauscht.“ #2 1424 ruft der Schauenburger Fürst zur Neubesiedlung Fehmarns „mit großen Steuerfreiheiten auf, dem überwiegend Dithmarscher, Sachsen und Holsteiner Folge leisten“. #3 Unter Graf Johann erhält Fehmarn 1580 die Lehnsfahne vom Dänischen König Friedrich II, die auch heute noch geflaggt wird. Der Fürstbischof Johann Friedrich, der fehmarnscher Landherr war, verbietet im Jahr 1617 dem Adel, auf der Insel ansässig zu werden oder Land zu besitzen. Zu dieser Zeit befinden sich 493 Bauernhöfe auf der Insel und es gibt nie eine Leibeigenschaft. Die Insel wird im Deutsch-Dänischen Krieg von 1864 von preußischen Soldaten erobert. Zwei Jahre später wird Schleswig-Holstein annektiert und 1867 folgt die Eingliederung als „Provinz“ in Preußen.

Seit 1963 verbindet die Fehmarnsundbrücke die Insel an das Festland Schleswig-Holsteins. Durch die Einweihung der Brücke wurde die „Vogelfluglinie“ eröffnet, welche die direkte Straßen- und Bahnverbindung zwischen den Großräumen Hamburg und Kopenhagen darstellt und unter anderem über die Insel Fehmarn verläuft. Im Norden der Insel, in Puttgarden, führt im Rahmen der Vogelfluglinie eine Fährverbindung bis nach Rødby in Dänemark. Nach einer Bürgerbefragung erfolgt im Jahr 2003 der Zusammenschluss zur Stadt Fehmarn durch alle auf der Insel liegenden Gemeinden.

Literarisches

Der niederdeutsche Lyriker und Schriftsteller Klaus Groth lebte einige Jahre zur Genesung auf Fehmarn und schrieb dort seinen ersten plattdeutschen Gedichtband Quickborn, durch den er berühmt wurde. Der Pastor und Schriftsteller Gustav Gardthausen unterrichtete etwa vier Jahre als Hauslehrer in Burg. Die besonders für ihre Kinder- und Jugendbücher bekannte Autorin Amalie Schoppe, die zudem zahlreiche historische Romane verfasste,  wurde in Burg geboren und beschreibt in ihren Lebenserinnerungen sowohl die landschaftliche Schönheit als auch die kulturelle Abgeschiedenheit der Insel:

An der nördlichsten Spitze Holsteins und von diesem Herzogthume nur durch eine schmale Meerenge getrennt, liegt eine kleine Insel, die sowohl durch die Biederkeit und Gastfreundlichkeit ihrer Bewohner, als durch ihre außerordentliche Fruchtbarkeit berühmt ist. Sie hat einen Umfang von sieben Meilen und zählt zwei und vierzig Dörfer, nebst einer kleinen Stadt, die ziemlich weit nach Süden und nur eine Viertelstunde vom Meere entfernt liegt. Eine weite, fruchtbare Ebene breitet sich vor den Blicken aus, so wie man ihren Strand betritt; unabsehbare Getraidefelder umgeben reizende Dörfchen und Weiler; schmale Flüßchen und Bäche durchströmen die Ebene; von Waldung findet man kaum eine Spur und selbst Bäume sind nicht allzuhäufig, ausgenommen vor den Häusern und in den Gärten, anzutreffen, weil sorgsam jedes Fleckchen zum Ackerbau benutzt ist und der Schatten der Bäume diesem hinderlich sein würde.
Die meisten Bewohner dieser Insel, namentlich der weibliche Theil derselben, wissen vom Festlande wenig oder gar nichts, und obschon nur durch eine schmale Meerenge von diesem getrennt, giebt es doch noch viele, die es nie betreten haben. Dies hat den braven Leuten eine Einfachheit der Sitten erhalten, die man kaum noch antreffen zu können glaubt. Gastfreundlichkeit ist ein hervorragender Zug derselben, und der Fremde darf mit vollem Vertrauen in jedes Haus, in jede Hütte treten; man wird ihn mit dem Besten bewirthen, was man hat, man wird ihm Kuchen vorsetzen, die jede ordentliche Hausfrau stets im Vorrathe hat, Kaffee, Thee oder den schönen norwegischen Meth, der so lebhaft an die Götter der Vorzeit, die ihn in Walhalla tranken, und an so viele andere, ächt nordische Traditionen erinnert, und der hier so gut angetroffen wird, daß er den Wein völlig ersetzt.

Amalie Schoppe: Erinnerungen aus meinem Leben, in kleinen Bildern. Bd. 1. Altona 1838, S. 99ff.

Ebenfalls in Burg erblickte die holsteinische Heimatschriftstellerin Charlotte Niese das Licht der Welt.

In der Umgebung

Fährt man etwa 20 km auf das Festland, gelangt man nach Heiligenhafen, dem Geburtsort des Autors Wilhelm Jensen. Von Heiligenhaften liegt 12 km in südwestlicher Richtung entfernt die Stadt Oldenburg. Dort lebt der Schriftsteller und Schauspieler Stefan Schütz. Die Lyrikerin Doris Runge, die in Cismar lebt, ging in Oldenburg zur Schule.

29.11.2021 Sara Franzese

ANMERKUNGEN

1 Karl-Wilhelm Klahn: Kurzchronik der Insel Fehmarn. 11.11.2004. Online unter: https://www.stadtfehmarn.de/Stadt/Informationen-zur-Stadt/Geschichte/

2 Ebd.

3 Ebd.