Das Literaturland im September
Insgesamt haben wir irgendwann im August die Schallmauer von 250 Essays durchbrochen: Derzeit liegen 181 Texte zu Autor*Innen und 71 zu Orten vor - ein schöner Meilenstein, an dem wir uns aber natürlich nicht ausruhen werden.
Neu dazugekommen sind diesmal hauptsächlich Artikel zur Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Noch im 19. Jahrhundert geboren wurden Werner von der Schulenburg und Edwin Erich Dwinger - während ersterer zwar Bewunderer des italienischen Faschismus war, zum Nationalsozialismus aber ein kompliziertes Verhältnis hatte, handelt es sich bei Dwinger um einen der einschlägigsten NS-Propagandaautoren; wir behandeln hier also ein eher unerfreuliches Kapitel der schleswig-holsteinischen Literaturgeschichte. Dieser Strang setzt sich auch bei Hans Egon Holthusen fort, der in der Bundesrepublik ein hochgeachteter konservativer Literaturkritiker war - seine frühere Mitgliedschaft in der SS war zwar bekannt, schadete ihm jedoch kaum. Die jüngste neu dazugekommene Autorin ist Juliana Kálnay (Jahrgang 1988), mit der wir auch eine ehemalige Volontärin des Literaturhauses und Teilnehmerin des Debütroman-Festivals vorstellen.
Bei den dazwischenliegenden Jahrgängen ist besonders die Literaturszene der Landeshauptstadt Kiel gut vertreten, etwa mit Fritz Bremer, der hier in den 1970er Jahren die "Literarische Werkstatt" mitgründete, oder Harald Eschenburg, der in Kiel Bücher nicht nur schrieb, sondern sie auch in seinem stadtbekannten Antiquariat verkaufte. Aber auch die anderen Regionen Schleswig-Holsteins haben wir keinesfalls vernachlässigt - von Eckernförde, wo Karl-Heinz Groth nach Stationen in Dithmarschen und auf Föhr lange als Lehrer tätig war, über Lübeck, wo Charlotte Kerner seit 1984 lebt und arbeitet, bis an den Hamburger Stadtrand nach Wedel, wo Hansjörg Martin nicht nur Krimis schrieb, sondern auch in der Kommunalpolitik aktiv war. Krimis sind auch das Arbeitsfeld von Hannes Nygaard, der aus Hamburg stammt und auf die Insel Nordstrand in Nordfriesland gezogen ist, wo auch seine Romane spielen. Den umgekehrten Weg - von Schleswig-Holstein nach Hamburg - ging Hans Eppendorfer, der einem Stadtteil der Hansestadt auch sein Pseudonym verdankt. Der als "Ledermann" berühmt-berüchtigte jugendliche Delinquent wurde in Lütjenburg geboren, und seine Texte überraschen durch ihre zarte Emotionalität. Auch Léda Forgó, die sich in ihrem Debütroman Der Körper meines Bruders mit der Geschichte ihres Geburtslands Ungarn auseinandergesetzt hat, lebt nach Stationen in Schleswig-Holstein und anderswo jetzt in Hamburg. Tobias Sommer hingegen, der sich als literarischen Außenseiter abseits des Betriebs sieht und mittlerweile vier bemerkenswerte Romane vorgelegt hat, hat seinem Geburtsort Bad Segeberg bis heute die Treue gehalten.
Mit Manfred Schlüter und Gerrit Bekker gibt es zwei (ganz unterschiedliche) Doppelbegabungen zu entdecken: Beide schreiben nicht nur, sondern betätigen sich auch bildkünstlerisch. Wolfgang Beutin hingegen ist in anderer Hinsicht mehrspännig unterwegs: Er ist nicht nur Romanautor, sondern auch ein hochproduktiver Literaturwissenschaftler.
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